Essen Colosseum Theater am 18. Februar 2007
Vorwort:
Das war fast mehr, als ich verkraften konnte, doch als ich nach lange vorher reservierten Karten erfuhr, dass an dem Tag (nachmittags) ein anderes Phantom als Christian Alexander Müller auftreten
sollte, war ich zunächst 'am Boden zerstört' doch dann kam mir die sensationelle Idee doch einfach dazubleiben und die Abendvorstellung auch noch mitzunehmen. Natürlich gab es da immer noch das
Restrisiko, dass ich Christian auch dann verpassen könnte, doch wie heißt es so schön; wer nicht wagt der nicht gewinnt...
Meinem Töchterchen, dass diesmal zum ersten mal dabei sein würde, versprach ich eine neue Barbie, von mir aus auch ein ganzes Schloss, wenn sie nach der ersten Vorstellung schön brav mit Papa
nach Hause fuhr...wie ich dass dann später einlösen würde, darüber machte ich mir noch keine Gedanken, aber ich werde es, denn sie war wirklich brav!!!
Außerdem würde abends noch eine liebe bekannte Person da sein, die auch auf Christian hoffte und mich auch nach Hause bringen wollte (zur Not wäre ich sogar zu Fuß gegangen, eine kleine
Nachtwanderung von Essen nach Gelsenkirchen hätte nach DEM Tag sicher für die nötige 'Abkühlung' gesorgt).
Eine Riesenüberraschung gab es dann, als ich das Foyer betrat, ganz auf Fernand Delosch als Phantom eingestellt und auf der Besetzungsliste den Namen 'Christian Alexander Müller' las!! Ich musste wirklich dreimal hingucken, weil ich meinen Augen nicht traute, doch der Name blieb dort stehen!!
Natürlich war ich überglücklich...doch wer würde dann am Abend auftreten? Ich dachte daran, dass nun jemand anderer am Boden zerstört sein würde...und wußte nicht ob ich mich mehr freuen oder ärgern
sollte, dass alles nun anders war...natürlich überwog die Freude erst einmal haushoch und wer weiß, vielleicht gab Christian ja auch eine 'Doppelvorstellung', doch da er am nächsten Tag bei 'O Töne
am Rosenmontag' schon wieder auf der Bühne stehen würde, standen die Chancen schlecht. Ich hatte auch keine Zeit mehr
anzurufen, denn wie so oft, waren wir wieder 'fünf vor Toresschluß' hier eingetroffen, außerdem sah es so aus, als sei das Haus ausverkauft, sogar der Rang war geöffnet!!
Ich habe nicht vor zwei Berichte zu schreiben, da mache ich doch aus zweien gleich einen, zumal in beiden Vorstellungen, bis auf die beiden Hauptdarsteller und die Dirigenten, das gesamte
Ensemble identisch war.
18.02.07 NACHMITTAGS
Phantom: Christian Alexander Müller
Christine: Beatrix Reiterer
Raoul: Nikolaj Alexander Brucker
Firmin: Steffen
Friedrich
André: Fernand Delosch
Carlotta: Evelyn Werner
Piangi: Alexander Sascha Nikolic
Madame Giry: Gabriele Ramm
Meg Giry: Lara Camille Glew
Dirigent: Thomas Meyer
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18.02.07 ABENDS
Phantom: Roy
Weissensteiner
Christine: Anne
Görner
Raoul: Nikolaj
Alexander Brucker
Firmin: Steffen
Friedrich
Andrè:Fernand
Delosch
Carlotta: Evelyn
Werner
Piangi: Alexander
Sascha Nikolic
Madame
Giry: Gabriele
Ramm
Meg
Giry: Lara
Camille Glew
Dirigent: Andreas
Pabst
Mein Bericht:
Die Spannung am Abend, bis die Namen der Besetzung auf den Bildschirmen erschienen, war fast unerträglich!! Natürlich wünschte man sich, dass da noch mal dasselbe 'Phantom' erschien, aber die
Hoffnung war aus oben benannten Gründen natürlich schon verschwindend gering!
Da ich gerne auch 'mal Roy als Phantom gesehen hätte, war das für mich alles halb so schlimm, ich hatte Christian ja nun schon überraschenderweise wieder erleben dürfen...für andere war es
schlimmer...für mich wäre es umgekehrt auch besser gewesen, erst ein anderes Phantom und dann als 'Krönung' sozusagen Christian am Ende zu haben, aber so konnte ich mich ja entspannt zurücklehnen
- denn daran war während der ersten Vorstellung gar nicht zu denken...
Beide Vorstellungen waren wieder Spitzenklasse und beide Male spielte das identische Ensemble auch identisch, bis auf die beiden Hauptpersonen natürlich!
Christians' 'Musik der Nacht' war wieder einzigartig und ich glaube wirklich, dass er sich schon wieder gesteigert hat, obwohl man meinen sollte, dass das kaum noch möglich ist...mir war, als sei es noch intensiver als beim letzten Mal gewesen, vor allem aber die Szene als Christine ihn zum ersten Mal demaskiert, war unglaublich!
Nie vorher habe ich ein Phantom gesehen, das diese Szene so ausdrucksstark rüberbringt. Wie er da am Boden kriecht und stöhnt und jammert und zu Christine aufschaut und wieder zurückzuckt und zittert
und bebt und dabei noch singen kann! Dabei wirkt alles auch unglaublich echt und keine Spur
gestellt oder übertrieben. Wahnsinn, Leidenschaft, Leid und Wut zeigt er in perfektem Wechselspiel und mit solcher Intensität, dass man nur da sitzt, wie erstarrt und das alles gar nicht fassen
kann. Seine Stimmgewalt und dass er viele Töne am Ende manchmal endlos aussingt, ist ebenfalls etwas, was nur er so unglaublich beherrscht. Man spürte auch, dass das gesamte Publikum wie
gefesselt war, und man kann davon ausgehen, dass ja meist die Mehrzahl dieses Musical zum ersten Mal sieht.
Klar, dass Roy Weissensteiner da kein leichtes Los hatte, als er Christian am Abend vertreten musste. Doch er hat das Phantom auch sehr glaubwürdig dargestellt, mit anderer, etwas höherer Stimme,
aber auch beachtlichem Volumen darin. Auch er hat sich viel getraut, was die darstellerische Leistung angeht, auch er zitterte und bebte, aber eben nicht so intensiv wie Christian, er wirkte alles in
allem, etwas sanfter, und die Engelszene hat er, muss ich fairerweise sagen, eigentlich noch besser gemacht; zumindest sang er diesen Satz am Ende '...alles was ich liebe, ist doch nur dein
Gesang'... länger aus, was bei Christian ein bisschen 'abgebrochen' wirkte und ich nicht weiß ob es Absicht war...
Diese Szene hat einst Alexander Goebel perfekt beherrscht und seitdem ist sie auch unerreicht geblieben, vor allem sein Gelächter...aber was das betrifft, da gefiel mir das von Christian wieder
besser (es klang doch echter und ein wenig 'dreckiger', als das von Roy) :-)
Bei den Christinen, kann ich mich gar nicht entscheiden, wer nun die Beste ist! Ich kenne drei und sie sind stimmlich und darstellerisch alle perfekt. In der Szene von 'point of no return' gefiel mir von der Intensität her Beatrix Reiterer am besten, obwohl mir jene Stelle an der das verhüllte Phantom versucht sie zum Ausgang zu lotsen, wiederum damals besser mit Martina Rumpf und Christian gefiel, und auch mit Roy und Anne - es sah eleganter aus - Beatrix ließ sich eher dorthin zerren...aber nun gut, so macht es halt jeder anders...und bei 'ich möchte meinen Körper mit Deinem verbinden...' macht sie es wiederum am besten, da sie ihre Arme wirklich in die Höhe streckt und dann langsam die Hände faltet, was bei Anne wiederum ein wenig unscheinbarer wirkte.
Im allgemeinen war dieser 'point of no return' bei beiden 'Paaren' sehr intensiv und keines stand dem anderen in etwas nach, bis auf die Szene als dem Phantom die Kapuze vom Kopf gerissen wird,
da konnte dann doch wieder Christian mehr überzeugen, weil er sich auch hier mehr bewegte, während Roy nur Richtung Ausgang lief, dann stehenblieb und resigniert den Kopf senkt, aber ich kann
auch nicht sagen, dass das jetzt schlechter wäre,er
ist halt das sanftere Phantom...
Ich möchte jetzt auch nicht jede Szene hier vergleichen, das würde zu lang,
aber im Finale war Christian wieder so unglaublich gut, dass ich stark an mir halten
musste um nicht loszuheulen, aber Tränen sind auf jeden Fall geflossen. Auch Roy und Anne haben dieses schwierige Stück perfekt gemeistert, und Roy schaffte es auch, überwältigendes Mitleid mit
dem Phantom beim Zuschauer zu erzeugen, was ja in der Vergangenheit leider nicht allen Phantomen gelang...und ich glaube auch, dass viele auch bei ihm die Tränen nicht zurück halten konnten...man
sah und hörte es ja rings um sich herum...
Auch Raoul möchte ich nicht vergessen und dazu sagen, dass Nikolaj Alexander Brucker der perfekte Raoul für mich ist. Er ist aber auch ständig präsent wenn ich da bin...aber die Rolle scheint ihm auch wie auf den Leib geschneidert. Seine äußere Erscheinung, sein Schauspiel und seine Stimme passen perfekt zu dieser Rolle.
In der zweiten Vorstellung meisterte er auch eine kleine Panne mit dieser Schlinge um seinen Hals. Sie fiel nämlich schon herab, bevor das Phantom ihn davon befreite
und ich dachte schon, 'au weia, schon wieder dieses Ding, da hörte man ja immer wieder die tollsten Sachen, woran hängt das eigentlich, an einem Haar...?' Zumindest reagierte Nikolaj alias Raoul
perfekt, indem er bis zum Gitter zurück stolperte und dort wie von einem Magneten festgehalten, rücklings hängenblieb, ohne damit aufzuhören zu röcheln und zu stöhnen. Wer diese Szene nicht kennt,
wird gar nicht bemerkt haben, dass das eine kleine Panne war und sich wohl kaum darüber Gedanken machen, warum Raoul plötzlich am Gitter gefesselt war, wo er doch
zuvor noch mitten im Raum stand...
Auf Fernand Delosch achtete ich diesmal besonders und versuchte ihn mir als Phantom vorzustellen, denn beinahe hätte ich ihn ja auch als solches gesehen und ich bin davon überzeugt, dass auch er
der Rolle gewachsen ist, vor allem mag ich seinen leicht französischen Akzent sehr!
Evelyn Werner in der Rolle der Carlotta, passte auch wieder perfekt, aber warum sagen die Carlottas immer '...wenn das noch einmal vorkommt, dann kommt DAS nicht mehr vor' und werfen ihren Schal weg. Jemand der das zum ersten Mal sieht, versteht das wohl nicht so wirklich. Warum bleibt man nicht beim alten Text ' wenn das noch einmal vorkommt, dann werde ICH nicht mehr vorkommen' das hört sich viel besser an finde ich.
Aber es war schon interessant zweimal ein fast identisches Ensemble hintereinander zu erleben und sie zweimal fast identisch das gleiche sagen und tun, hören bzw. sehen zu können. Da merkt man schon,
dass sich jeder in seiner Rolle treu ist, während man ja an den ausgetauschten Hauptrollen nun doch große Unterschiede entdeckte. Jetzt wo man darauf achtete, sah man auch viele bekannte Gesichter,
wie Martina Rumpf, oder in der ersten Vorstellung Roy in kleinen Rollen wie z.B. als Handlanger bei der Versteigerung oder als Polizist...was muss ihm wohl im Kopf herumgehen, wenn er weiß, dass er
noch am gleichen Abend in der absoluten Hauptrolle des Phantoms auf der Bühne stehen muss...eigentlich bewundernswert !!!
Sandra Burchartz, die wir vorher noch frisch, fröhlich, frei in Freizeitklamotten Backstage gesehen hatten, stand 20 Min, später schon wieder perfekt kostümiert auf der Bühne und ich überlegte
ernsthaft, ob ich eine Fata Morgana sah, oder wie sie es geschafft hatte so schnell fertig zu sein...
Mein Resümee zu diesen beiden Vorstellungen: Sie waren mit allen Darstellern beide perfekt! Bei den Hauptrollen gefielen Beatrix und Anne mir beide gleich gut,
Nikolaj sowieso immer und zu den beiden Phantomen muss ich sagen, Roy hat seine Sache sehr gut gemacht, man merkte deutlich dass er viel Mühe und Arbeit in die Rolle des Phantoms steckt um den
hohen Anforderungen gerecht zu werden und er wirkte auch in keiner Weise so, als 'ersetze' er hier nur die Erstbesetzung. Man hörte auch kaum einen Akzent, wenn man bedenkt, dass Deutsch nicht
seine Muttersprache ist und seine Stimme, sowie sein Schauspiel haben auch überzeugt.
Aber: ES
KANN NUR EINEN GEBEN
und das ist
(zumindest für mich)
Christian Alexander Müller!!!
Ein besonderes Dankeschön an Wilfried Hurtz für die Leihgabe seiner Fotos!